Ethik der Werbung – Neue Ausgabe erschienen (Communicatio Socialis 3/2015)

Ethik der Werbung – Neue Ausgabe erschienen (Communicatio Socialis 3/2015)

„Das wäre ein miserabler Werbespot, der den Zuschauer veranlaßt, nach der Gültigkeit der vorgetragenen Behauptungen zu fragen.“ Der von Neil Postman bereits 1985 formulierte Satz über die manipulative Kraft der Werbesprache bekommt mit dem Skandal um geschönte Abgaswerte von VW-Dieselmotoren in den USA eine bizarre Aktualität. Mit dem Slogan „Isn’t it time for German engineering?“ hatte VW in den USA für seinen „Clean Diesel“ geworben und geriet in Erklärungsnot, als klar wurde, dass der Motor gar nicht so „clean“ ist wie suggeriert.

Die Frage nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit ist dabei nur eine Facette ethischer Diskurse zur Werbung. Im ersten Halb- jahr 2015 betraf die große Mehrheit der beim Deutschen Werberat eigegangenen Vorwürfe „Geschlechterdiskriminierung“ (106 Fälle), gefolgt von „Ethik und Moral“ (21) und „Diskriminierung von Personengruppen“ (17).

Die ethischen Probleme rund um Werbung sind ebenso alt wie aktuell, ebenso offensichtlich wie tiefgründig, ebenso detailorientiert wie grundsätzlich. Communicatio Socialis widmet diesem Themenkomplex deshalb den Schwerpunkt der neu erschienenen Ausgabe.

Im ersten Beitrag illustriert Guido Zurstiege ethische Probleme der Werbung in Zeiten des medialen Wandels. Er zeigt auf, dass es einen Mangel an ethischen Diskussionen über Produzent_innen, Rezipient_innen und Mediensysteme gibt, während mediale Werbeinhalte ethische Diskussionen dominieren. Zugleich argumentiert Zurstiege, dass medienethische Fragen zur Werbung facettenreicher werden: beispielsweise durch Rollenkonflikte von Journalisten oder den prekären Umgang mit sensiblen Kundendaten. Der Text kann kostenlos abgerufen werden.

Nina Köberer stellt das Phänomen der „Haul-Videos“ auf Youtube ins Zentrum ihrer Betrachtung und verweist auf verschiedene ethische Probleme, wenn Teenager Produkte vor der Kamera präsentieren, sich selbst inszenieren und scheinbar authentisch Marken bewerben. Mit religiösen Motiven in der Werbung befassen sich Irene Raster und Alexander Godulla. Ihr Beitrag fußt auf einer quantitativen Inhaltsanalyse von Werbeanzeigen in „Der Spiegel“ aus den Jahren 2009 bis 2013. Die Autor_innen illustrieren substanzielle wie funktionale religiöse Werbemotive, deren Verteilung auf Branchen und zeigen eine signifikante Abnahme religiöser Werbemotive.

Den Abschluss des Schwerpunktes bilden Felix Krebber und Markus Wiesenberg, die sich in ihrem Beitrag dem von der katholischen Kirche 2010 angestoßenen Dialogprozess widmen und in diesem Zusammenhang die strategische Organisations- kommunikation durch die Amtskirche kritisch beleuchten. Die Autoren argumentieren, dass Binnenkommunikation und die Akzeptanz einer Organisation funktionieren, wenn Vorschläge von Betroffenen und Bezugsgruppen in die Ausgestaltung von Organisationshandeln implementiert werden. In der Kirche aber stellen sie unterschiedliche Interessen und teilweise widersprüchliches (Kommunikations-)Handeln fest.

Mit dem neuen Heft beginnt Communicatio Socialis außerdem die neue Serie „Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienethik“. Ziel ist es, für die Aus‐ und Weiterbildung von Studierenden, Kommunikations-und Medienparktiker_innen, aber auch für die gesellschaftliche Diskussion, eine grundbegriffliche Orientierung anzubieten. Den Auftakt der definitorisch und diskursiv angelegten Reihe macht Alexander Filipović mit den Termini „Moral und Ethik“.

Das neue Heft ist ab sofort online abrufbar. Die Artikel können auch einzeln erworben werden. Wie gewohnt erscheint die neue Ausgabe auch in gedruckter Form.

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