Neue Ausgabe zum Thema „Boulevard und Unterhaltung“

Neue Ausgabe zum Thema „Boulevard und Unterhaltung“

Als vor 14 Jahren „Big Brother“ auf Sendung ging, schien das vielen Kritikern der Untergang des Abendlandes. Tatsächlich erschien mit dem Reality-Format eine neue Art Unterhaltung auf den deutschen Bildschirmen, die in der Folge stetig weitergedreht und getoppt wurde. Deutsche Privatsender setzen mittlerweile ganz selbstverständlich auf Reality-, Casting- und Kuppelshows. Typische Merkmale: Publikumsattraktiv und zugleich an der Grenze zum Geschmacklosen. Bei RTL sollen sich ab Herbst 2014 unter dem Titel „Adam sucht Eva – gestrandet im Paradies“ Kandidaten nackt auf einer Insel treffen, Sat.1 will im kommenden Winter im Format „Married at first sight“ sogar wildfremde Menschen miteinander verheiraten.

Titelseite Heft 2/2014

„Im Seichten kann man nicht untergehen“ sagte der damalige RTL-Chef Helmut Thoma schon vor Jahrzehnten – und sollte bis heute Recht behalten. So feierte RTL im Winter 2014 mit dem „Dschungelcamp“ einen riesigen Erfolg: Fast acht Millionen Menschen sahen im Durchschnitt zu. Vom Interesse am Seichten, an Boulevard und Unterhaltung leben auch Straßenverkaufszeitungen. Trotz hoher Auflageeinbußen in den vergangenen Jahren kamen sie 2012 noch immer auf eine tägliche Gesamtauflage von über 3,6 Millionen verkauften Exemplaren. Ob also in Print, TV oder online: Sex and Crime, Stars und Sternchen, Privates und Persönliches floriert – immer mehr Seichtes für ein Millionenpublikum.

Communicatio Socialis widmet sich in Heft 2/2014 daher der medienethischen Debatte zu Boulevard und Unterhaltung. Ein Schwerpunkt liegt auf den Real-Live-Formaten. Zunächst stellt Christian Schicha von der Düsseldorfer Hochschule für Design und Informatik Überlegungen zu moralisch fragwürdigen Programmformaten wie „Dschungelcamp“ und „Bachelor“ an. Katrin Döveling und Jana Fischer von der Universität Dresden präsentieren im Anschluss empirische Untersuchungen zur Erfassung von Darstellung und Aneignung von Geschlechterrollen in Daily- und Doku-Soaps. Das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit rücken zwei weitere Beiträge in den Fokus. Rechtsanwalt Ernst Fricke erläutert die medienrechtliche Perspektive auf die Darstellung von Privat- und Intimsphäre im Boulevardbereich. Friederike Herrmann von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt stellt Thesen zu den Funktionen des Privaten in den Boulevardmedien auf und widmet sich insbesondere dem Gefühl der Scham. Über Verfehlungen der Boulevardmedien, die Rolle der „Bild“-Zeitung und den Einfluss von Medienblogs hat sich Petra Hemmelmann mit Lutz Tillmanns, dem langjährigen Geschäftsführer des Deutschen Presserats, unterhalten. Den Abschluss des Schwerpunktthemas bildet eine Innenansicht: Christian Pfaffinger, Redakteur bei der Münchner „Abendzeitung“, reflektiert über ethische Grenzfälle im journalistischen Alltag.

Über den Schwerpunkt hinaus beschäftigt sich Communicatio Socialis in Heft 2/2014 zudem mit „Mitgliedermagazinen mit Millionenauflage“ – kurz: Pfarrbriefen. Christian Klenk und Thomas Rinklake präsentieren die Ergebnisse einer in dieser Form bislang einmaligen bundesweiten Befragung von Pfarrbriefredaktionen. Christian Kolmer vom Forschungsinstitut „Media Tenor“ zeigt zudem in einer Langzeitanalyse, wie stark sich das Bild der Kirche im Fernsehen in den vergangenen Jahren gewandelt hat, und Bischof Franz-Josef Bode erläutert, „wie die Kommunikation zwischen Kirche und Medien in Zeiten von Krisen gelingen kann“. Abgerundet wird die aktuelle Ausgabe durch Stephan Weichert, der sich mit dem Einfluss von Social Media auf die politische Debattenkultur beschäftigt, sowie Ines Maria Eckermann, die sich mit dem Glücksbegriff in den Medien auseinandergesetzt hat.

Das Heft ist ab sofort als E-Journal abrufbar und erscheint auch wie gewohnt in gedruckter Form.

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