Zum aktuellen Heft:
„Virtualität & Realität“
Ferne Kontinente erkunden, neue Welten entdecken oder gar eine Zeitreise unternehmen: Die Extended Reality (XR) macht all das möglich. Egal ob in Medizin, Industrie, Bildung oder Privatleben – die Erweiterung unserer Realität durch XR ist in vielen Bereichen bereits Standard. Vom Dinosaurier, der per Augmented Reality via der Google-Suche im Wohnzimmer erscheint, bis hin zur virtuellen Katze als Haustier (VR-Cats), reichen dabei die Erfahrungen, die wir auch ganz nahbar in unserem Alltag mit entsprechenden Technologien machen können.
Doch was bedeutet die zunehmende Verschränkung virtueller, fiktiver Räume mit der erlebten Realität? Wie verändern XR-Technologien unsere Wahrnehmung? Und wie sind entsprechende Phänomene aus medienethischer Sicht zu beurteilen? Communicatio Socialis diskutiert in der aktuellen Ausgabe Fragen wie diese und sucht im Schwerpunkt dieses Hefts nach Beispielen, Erkenntnissen und weiteren Aufgaben im Kontext „Virtualität und Realität“.
Die Beiträge im Heft
Der Schwerpunkt beginnt mit einer ausführlichen Übersicht von Aynur Sarısakaloğlu, die über die Nomos eLibrary kostenfrei abrufbar ist. Sie liefert eine aktuelle Bestandsaufnahme zur Frage, welche Dimensionen und Perspektiven Virtuelle Realität (VR) im Journalismus kreiert. Dabei hält die Autorin u.a. fest, dass bereits „ein Umdenken von der klassischen linearen Berichterstattung hin zu einer stereoskopisch partizipativ-immersiven Dimension der Nachrichtenproduktion und -rezeption“ stattfindet und in Zukunft noch stärker forciert wird.
Daran schließt der Beitrag von Horst Pöttker an und blickt vor allem auf die Rolle von Journalistinnen und Journalisten. Der Autor hält fest unter dem Gesichtspunkt berufsethischer Normen fest, „dass Fiktionales im Journalismus als solches erkennbar sein muss“ und stellt hierzu auch einen umfassenden Überblick zu den entsprechenden historischen Entwicklungen zusammen. Daraus leitet Pöttker auch einen journalistischen Auftrag ab und fordert, „neue professionelle Techniken zu entwickeln, um im Meer der Virtualität die Inseln realer Berichterstattung zu beflaggen“.
Passend dazu blickt Stefan Piasecki anschließend „auf die andere Seite“ und liefert eine spannende Zusammenstellung zur Virtualität in Unterhaltungsmedien. Der Autor zeichnet darin mithilfe vieler Beispiele den Weg „vom Groschenheft zum Multifunktionswerkzeug“ nach und geht insbesondere auf die technische Weiterentwicklung ein. Piaseckis Auflistung liefert gleichzeitig eine Vorlag für die Zukunft: Mensch und Virtualität werden demnach weiter zusammenwachsen und zusammen wachsen – mit vielen spannenden Möglichkeiten, aber eben auch Schwierigkeiten.
Das gilt in ähnlicher Weise auch für die Aus- und Weiterbildung, die sich zusammen mit der journalistischen Praxis entwickelt. Juliane Wegner und Andy Räder greifen dieses Thema in ihrem Beitrag auf und fragen gezielt nach aktuellen Beispielen und künftigen Chancen für Mixed Reality (MR) in der Hochschulbildung. Zwischen Technik-Skepsis und neuen Interaktionsmöglichkeiten liefert das Duo einen spannenden Einblick in ein Projekt, das Mixed-Reality-Anwendungen für die Hochschule testet und weiterentwickelt. Aus diesen Erfahrungen leiten Wegner und Räder verschiedene Qualitätsdimensionen ab, die anschließend die Basis für die Entwicklung eines Wertekatalogs darstellen können.
Einen weiteren praxisnahen Einblick liefert der Beitrag von Anna Sabine Zimmermann, Milan Skusa, Liane Rothenberger, Jonathan Müller, Rolf Kruse, Jimmy Franz und Felix Beschta. Sie reflektieren mittels eines Werkstattberichts, die Potenziale von Virtueller Realität in der Journalist:innenausbildung. Die Erkenntnisse zeigen, dass die künftige Integration in Form von Lehrveranstaltungen und Modulen noch offen ist. Relativ klar wird aber, dass im Kontext von VR die Bedeutung von Transfer und Kooperationen zwischen Institutionen und der Praxis stark zunehmen wird.
Der Schwerpunkt des Hefts wird komplettiert durch zwei Innenansichten aus der Praxis: Silke Schmidt, Leiterin des XR Hub Bavaria, stellt einige Projekte des Mitmach- und Experimentierraums für Extended Reality vor und zeigt, durch welche Förderer dieses Angebot ermöglicht wird. Jo Loreen Schuler und Lidia de Reese von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.) diskutieren, wie an Schulen die Balance zwischen Technik-Begeisterung und Risiken digitaler Angebote konstruktiv angegangen werden kann.
Der Aufsatz im aktuellen Heft widmet sich dem andauernd hochrelevantem Thema der Kriegsberichterstattung: Carolin Heilig diskutiert anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse der Print- und Instagram-Beiträge ausgewählter deutschsprachiger Leitmedien die medienethische Angemessenheit der Berichterstattung zu den Verbrechen von Butscha.
Im Schwerpunkt „Kommunikation in Religion und Gesellschaft“ stellt Christine Ulrich im Rahmen eines Werkstattberichts das Podcast-Projekt „Digitale Ethik“ vor. Georg Langehorst diskutiert in seinem Beitrag den Welthit „Rivers of Babylon“ von Boney M. und verweist dabei das Spannungsfeld zwischen kommerziellem Erfolg und religiöser Deutung.
Ab sofort sind die einzelnen Artikel online verfügbar.
DOI doi.org/10.5771/0010-3497-2023-4
In unserer aktuellen Ausgabe können Sie den Beitrag „Virtuelle Realität im Journalismus. Potenziale und Herausforderungen der partizipativ-immersiven Dimension der Berichterstattung“ von Aynur Sarısakaloğlu kostenfrei abrufen (DOI: 10.5771/0010-3497-2023-4-460).
Selbstverständlich erscheint die Ausgabe, wie gewohnt, auch in gedruckter Form.