„Bildethik im digitalen Zeitalter“: Ausgabe 4/2024

„Bildethik im digitalen Zeitalter“: Ausgabe 4/2024

Zum aktuellen Heft:
„Bildethik im digitalen Zeitalter“

Wem können wir noch vertrauen, wenn nicht den eigenen Wahrnehmungen? Die oft zitierte „Augenzeugenillusion“ ist ein bekannter Effekt aus der (Medien)Psychologie: Das, was wir als Bild oder Bewegtbild mit den eigenen Sinnesorganen wahrnehmen, halten wir für sehr vertrauenswürdig, auch wenn es uns medial vermittelt wird. Zugleich sind die Möglichkeiten, Bilder zu manipulieren, durch sie zu täuschen und gar eigene, neue Realitäten herzustellen, dank digitalen Technologien heute so einfach wie nie. Die zentralen Grundfragen der Bildethik gewinnen in einer digitalen Welt somit auf neue und herausfordernde Weise an Relevanz.

In der neuen Ausgabe der Communicatio Socialis gehen wir diesem spannenden Themenfeld auf den Grund und widmen uns den vielfältigen moralischen und gesellschaftlichen Dimensionen der visuellen Kommunikation.

Die Beiträge im Heft

Christian Schicha führt im Rahmen eines Interviews mit Petra Hemmelmann in das Thema ein. Das Gespräch liefert ernste und humorvolle Elemente, diskutiert entlang von Beispielen Gegenwart und Zukunft und eröffnet damit einen Rahmen für die folgenden Beiträge im Heft. Katharina Christ, Katharina Lobinger, Daniel Pfurtscheller und Rebecca Venema ergänzen in ihrem kostenfrei abrufbaren Beitrag (https://doi.org/10.5771/0010-3497-2024-4-465) eine forschungsethische Perspektive, indem sie den verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenem Bildmaterial in der Wissenschaftskommunikation diskutieren. Der Beitrag liefert Beispiele und Vorlagen für verantwortungsvolles Handeln und bündelt diese in einem interaktiven Tool mit dem Namen „EthicLens“.
Evelyn Runge und Lydia Korte ergänzen im folgenden Aufsatz die Kompetenz-Ebene des Schwerpunkt-Themas und nutzen hierfür ethische Konzepte von Newton und Dodd, die die Selbstwirksamkeit bei Fotojournalist:innen und Produser:innen betonen. Erstmals in einer deutschsprachigen Fachpublikation wird der Begriff der Authentizitätsinfrastrukturen eingeführt, die die Herkünfte digitaler Bilder technisch nachvollziehbar machen sollen.
Eine weitere spannende Perspektive im Kontext der Bildethik liefert Michael Johann. Er reflektiert Online-Memes, deren Produktionsprozesse und mögliche Folgen im Kontext von Nutzungsverhalten und Anschlusskommunikation. Katja S. Baumgärtner nähert sich in ihrem Beitrag dem Thema Bildethik und der Holocaust. Wie verändern sich Fotografie und der Umgang mit Fotos anlässlich des Angriffs der Terrororganisation Hamas auf Israel? Die Autorin analysiert mittels eines Close-Reading-Verfahrens verschiedene Beiträge und bringt damit letztlich auch klassische Fotografie und moderne medienspezifische Charakteristika sinnvoll zusammen. Hierzu passt anschließend auch der Essay von Fabien Wiedel. Er blickt im Kontext des Kriegs in der Ukraine auf Social-Media-Content aus der (bedrohten) Zivilgesellschaft und schildert dessen Einfluss auf Kriegskommunikation.
Ergänzt werden diese Beiträge durch spannende Innenansichten aus der Praxis: Die Künstlerin und Kunst-Dozentin Teona Gogichaishvili gibt Einblicke in ihre eigene künstlerische und pädagogische Arbeit mit KI-Tools. Der Bundesverband Kinderhospiz e.V. zeigt realitätsnah Techniken der digitalen Bildbearbeitung im Kontext eines Tabuthemas und die Juristin Franziska Beatrice Fiedler blickt kritisch auf die Welt der „Momfluencer:innen“, die gezielt Bilder ihrer Kinder für eigene Geschäftszwecke nutzen.

Im peer-reviewten Aufsatz des aktuellen Heftes diskutiert Luis Paulitsch die Spruchpraxis des Österreichische Presserat im Hinblick auf den Trennungsgrundsatz journalistischer Darstellungen. Hierzu untersucht er sämtliche Entscheidungen des Selbstkontrollorgans bis zurück zu dessen Neugründung im Jahr 2010.

Passend zum Themenschwerpunkt des aktuellen Heftes, analysiert Marie-Therese Mäder in Ihrem Beitrag in der Rubrik Kommunikation in Religion und Gesellschaft Hochzeitsfotografien aus ethischer Perspektive. Im Fokus steht dabei die Frage, welche Werte und Normen durch diese Form von Alltagsbildern vermittelt werden. Im zweiten Beitrag der Rubrik Kommunikation in Religion und Gesellschaft nehmen Claudia Nothelle und Jannik Schwab die aktuellen Entwicklungen beim Kölner „Domradio“ zum Anlass, die Frage nach der (Un-)Abhängigkeit kirchlicher Medien zu reflektieren.

Ab sofort sind die einzelnen Artikel online verfügbar: https://doi.org/10.5771/0010-3497-2024-4

In unserer aktuellen Ausgabe können Sie den Beitrag „Bildethik praktisch. Verantwortungsvoller Umgang mit personenbezogenem Bildmaterial in der Wissenschaft“ von Katharina Christ, Katharina Lobinger, Daniel Pfurtscheller und Rebecca Venema kostenfrei abrufen (DOI: https://doi.org/10.5771/0010-3497-2024-4-465).

Selbstverständlich erscheint die Ausgabe, wie gewohnt, auch in gedruckter Form.

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