„Fragmentierung im Journalismus“: Ausgabe 1/2023

„Fragmentierung im Journalismus“: Ausgabe 1/2023

Zum aktuellen Heft:
„Fragmentierung im Journalismus“

Ausdifferenziert, individualisiert und algorithmenbasiert sind einige der Schlüsselbegriffe, die das Mediensystem charakterisieren. Jede:r kann sich aus dem so noch nie dagewesenen Angebot, die Inhalte, Specials und Communities aussuchen, die zu der momentanen spezifischen Lebenswirklichkeit passen und bei neuer Interessenslage problemlos anderswo andocken. Die Medieninhalte, die uns hierzu in den digitalen Medienwelten zur Auswahl angeboten werden, sind häufig bereits individuell auf unsere Nutzungsinteressen zugeschnitten. Nachrichten werden zunehmend personalisiert.

Was aber geschieht, wenn sich der Verlust gemeinsamer Medienerfahrung auf die Nachrichtenmedien bezieht? Wenn die geteilte Vorstellung über die soziale Realität dadurch abnimmt? Fragen wie diese stehen in der aktuellen Ausgabe der medienethischen Zeitschrift Communicatio Socialis im Fokus.

Die Beiträge im Heft

Zum Einstieg in unser Schwerpunktthema betrachten Birgit Stark und Daniel Stegmann die Publikumsfragmentierung als zentralen Gegenstand der Kommunikationswissenschaft. Sie verorten sowohl theoretisch als auch methodisch die Fragmentierungsthese und skizzieren, wie sich im Kontext des sozialen Wandels die Rahmenbedingungen für die kommunikative Integration verändern. Wie gestaltet sich Fragmentierung mit Blick auf Fachjournalismus und -medien? Dieser Frage geht Patrick Donges in seinem Beitrag nach. Ausgehend von der Funktion der Selbstbeobachtung und -organisation des Fachjournalismus und der Fachmedien formuliert er normative Anforderungen, um Menschen mit gleichen und unterschiedlichen Interessen miteinander in Verbindung zu bringen. Ein Thema, das immer wieder für Differenzen innerhalb der Gesellschaft sorgt, ist das der Migration. Simon Goebel und Lisa Vischer reflektieren in ihrem Beitrag über Meinungsbildungsprozesse in digitalen Öffentlichkeiten auf Basis von empirischen Erhebungen zu eben diesem spannungsreichen Feld.

Mit dem Einsatz demokratisch verantwortungsvoller Algorithmen in Nachrichtenmedien befassen sich in ihrem über die Nomos eLibrary kostenfrei abrufbaren Aufsatz Martina Skrubbeltrang Mahnke und Simon Karlin. Sie zeichnen den Entwicklungsprozess in einem dänischen Medienhaus nach, das journalistische Werte in Softwareprozesse einbindet. Die Fragmentierung innerhalb der Medienwelt vollzieht sich nicht zuletzt auch durch die Nutzung unterschiedlicher digitaler Plattformen. Eine Plattform, die immer größeren Zulauf gewinnt und eine vergleichsweise junge Zielgruppe anspricht, ist TikTok. Mit den Chancen dieser Plattform für den Journalismus befasst sich Antonia Titze. Wie die akademische Ausbildung in Journalismus-und Medienstudienstudiengängen auf die Veränderung in der spezialisierten Medienwelt reagiert und dafür Profile und Schwerpunktsetzungen entwickelt und schärft, analysiert Vera Katzenberger anhand des Konzepts der journalistischen Kompetenzen. In einem Interview mit Communicatio Socialis geht schließlich der Hauptgeschäftsführer des Medienverbands der freien Presse, Stephan Scherzer, auf die langfristigen Perspektiven im Segment der Special-Interest-Angebote ein.

Zuletzt stehen in unserem Schwerpunkt Nischenthemen im Fokus, die sich zum wichtigen Standbein von Medienmarken entwickelt haben. Simona de Clerk, Leiterin der special-interest Onlineredaktion bei Ippen.Media beschreibt die Strategien, wie kleine Special-Interest-Themen an ein möglichst großes Publikum gelangen können. Im zweiten Beitrag geht es um E-Sports, der sich zu einem Milliarden einbringenden Geschäft entwickelt hat.

Der Aufsatz im aktuellen Heft wirft den Blick auf ein aktuell viel diskutiertes Thema: Auf die ambivalente Beziehung zwischen Polizei und Journalismus: Um deren Verhältnis zueinander zu analysieren, widmet sich Michael Graßl in seiner Studie den Social-Media-Aktivitäten der Polizei.

Für die Rubrik „Kommunikation in Religion und Gesellschaft“ hat unser Redakteur Jonas Schützeneder Bernward Loheide, Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), interviewt. Das Gespräch gibt spannende Einblicke zum Umgang der Nachrichtenagentur mit herausfordernden Themen wie etwa den kirchlichen Missbrauchsfällen, aber auch zu deren zukünftigen strategischen Ausrichtung im digitalen Nachrichtenmarkt.

Ab sofort sind die einzelnen Artikel online verfügbar.

DOI doi.org/10.5771/0010-3497-2023-1

Selbstverständlich erscheint die Ausgabe, wie gewohnt, auch in gedruckter Form.

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