„Öffentlich-rechtliche Medien“: Ausgabe 2/2024

„Öffentlich-rechtliche Medien“: Ausgabe 2/2024

Zum aktuellen Heft:
Öffentlich-rechtliche Medien

Sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen europäischen Ländern stehen öffentlich-rechtliche Medien unter Druck. Die Digitalisierung hat Produktionsprozesse verändert und die Medienlandschaft verändert sich stark durch neue Ausspielwege und Anbieter. Öffentlich-rechtliche Medien sind herausgefordert, sich im Rahmen ihres Auftrags weiterzuentwickeln und den digitalen Wandel in ihrer eigenen Organisation voranzutreiben, um relevant zu bleiben – vor allem für junge Menschen.

Die aktuelle Ausgabe der medienethischen Zeitschrift Communicatio Socialis untersucht dieses Spannungsfeld. Dabei widmet sie sich der Frage, wie die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien aussieht, wie Produktions- und Distributionsprozesse an die neuen Herausforderungen angepasst werden und ihre Relevanz sowie Unabhängigkeit sichergestellt werden kann.

Die Beiträge im Heft

Zum Einstieg in das hochaktuelle Thema untersuchen Daniel Stegmann und Birgit Stark in ihrem über die Nomos eLibrary kostenfreien Beitrag (https://doi.org/10.5771/0010-3497-2024-2-144), wie öffentlich-rechtliche Medien ihre Integrationsfunktion erfüllen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine intensivere Nutzung öffentlich-rechtlicher Nachrichtenangebote sowohl mit einer höheren Repräsentationswahrnehmung als auch zu einem stärker aus geprägten Gemeinschaftsgefühl einhergehen.

Anschließend diskutiert Christina Holtz-Bacha, warum öffentlich-rechtliche Medien im Mittelpunkt populistischer Kritik von rechts stehen und welche Strategien populistische Akteur:innen einsetzen, um sie zu diskreditieren. In ihrem Fazit argumentiert sie, dass die populistischen Angriffe auf öffentlich-rechtliche Medien über diese hinausgehen und sich auch gegen die Freiheit der Medien und ihre Rolle in der Demokratie richten.

Im darauf folgenden peer-reviewten Beitrag stellt Henning Eichler Kriterien vor, die helfen sollen, medienethisch zu begründen, ob und wie öffentlich-rechtliche Medien Inhalte für kommerzielle Plattformen erstellen sollen dürfen. Er schlägt vor, die Prinzipienethik in Organisationsstrukturen und Prozessen öffentlich-rechtlicher Medien zu verankern, um Abhängigkeiten von Plattformen besser erkennen und reduzieren zu können.

Johanna Wolleschensky und Annika Sehl diskutieren in ihrem Überblicksbeitrag die wichtigsten Finanzierungsformen öffentlich-rechtlicher Medien in Europa mit deren Vor- und Nachteilen. Sie zeigen auf, dass es unterschiedliche Lösungen der Finanzierung gibt, die idealerweise an die Rahmenbedingungen des jeweiligen Landes angepasst sein sollten.

Im Anschluss nimmt Lea Lehner in ihrem Beitrag unter die Lupe, wie der Südwestrundfunk (SWR) seinen Mitarbeitenden den crossmedialen Wandel des Hauses vermittelt und welche Fortbildungen dazu existieren. Ihre Studie zeigt, dass die Anstalt ihren Mitarbeitenden den Wandel transparent macht und vielfältige Möglichkeiten zur Weiterbildung anbietet.

Die Vorschläge des Zukunftsrats für eine langfristige Perspektive des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland werden hierauf folgend von Tanjev Schulz, Professor für Journalismus an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und Norbert Himmler, Intendant des ZDF, diskutiert. Schulz unterstreicht, dass der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter geschärft und die Strukturen verbessert werden müssen, damit Gemeinwohl, Relevanz und Demokratie auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen. Himmler gibt ergänzend Einblicke in den aktuellen Transformationsprozess beim ZDF.

Aus ihrer Binnenperspektive stellen abschließend Annette Dittert, Studioleiterin und Senior Correspondent für die ARD in London, und Klaus Unterberger, Leiter der Stabsstelle „Public Value“ in der ORF-Generaldirektion, aktuelle Herausforderungen für die britische BBC bzw. den österreichischen ORF dar. Dittert argumentiert, dass die BBC, wenn sie ihre Bedeutung für die britische Gesellschaft behalten soll, eine grundlegende strukturelle, inhaltliche und finanzielle Reform benötigt. Unterberger beschreibt, warum es für den ORF wesentlich ist, seine Unabhängigkeit zu behaupten, Unterscheidbarkeit zu kommerziellen Anbietern zu unterstreichen und zugleich seine Rolle für Gesellschaft und Demokratie sowie den Wert für Mediennutzende stärker herauszustellen.

Nicht nur öffentlich-rechtliche Medien, sondern auch die Wissenschaftskommunikation ist gefragt, neue Kommunikationswege zu gehen: Wie diese aussehen können untersuchen Katharina Christ und Moritz Huhn exemplarisch anhand von TikTok.

In der Rubrik „Kommunikation in Religion und Gesellschaft“ finden sich im aktuellen Heft zwei Beiträge. Rafał Leśniczak untersucht die Wahlkampfberichterstattung in katholischen Wochenzeitungen zu den Parlamentswahlen in Polen 2023. Wie Forschung, Lehre und Wissen zum östlichen Christentum der Öffentlichkeit bereitgestellt werden können, diskutieren Thomas Kremer und Joachim Braun am Beispiel der Onlineplattform „Eastern Christian Studies Online Campus“ (www.ku.de/ecsonca). Hier wird das kulturelle Erbe des östlichen Christentums durch Lehrformate, internationale Forschungsprojekte und Transferangebote multimedial aufbereitet.

Ab sofort sind die einzelnen Artikel online verfügbar.
https://doi.org/10.5771/0010-3497-2024-2

In unserer aktuellen Ausgabe können Sie den Beitrag „Integration durch Repräsentation? Die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“ von Daniel Stegmann und Birgit Stark kostenfrei abrufen (DOI: https://doi.org/10.5771/0010-3497-2024-2-144).

Selbstverständlich erscheint die Ausgabe, wie gewohnt, auch in gedruckter Form.

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